GRÜNDE FÜR DIARRHOE  

Durchfall Ursachen

Durchfall Ursachen: Meist wird Diarrhö durch Viren und Bakterien ausgelöst, aber auch zahlreiche andere Ursachen kommen bei Durchfall in Frage – Auslöser im Überblick.

Durchfall (Diarrhoe)

Das Leitsymptom von Durchfall ist breiiger bis wässriger Stuhl aufgrund einer beschleunigten Darmpassage und ungenügendem Wasserentzug. Durchfall liegt per Definition vor, wenn sich die Darmpassagezeit der Nahrung wesentlich verkürzt, der Stuhlgang dadurch über einen signifikant höheren Flüssigkeitsgehalt verfügt, die Menge des Stuhl in Folge erhöht ist (Stuhlgewicht mehr als 250g in 24 Stunden) und der ungeformte Stuhlgang (Defäkation) dreimal täglich oder öfter vorkommt.

Durchfall ist ein Symptom

Durchfall gilt nicht als Erkrankung an sich, sondern ist ein mehr oder weniger ausgeprägtes und unangenehmes Symptom, dem meist eine Krankheit im Dünndarm, Dickdarm oder in der Bauchspeicheldrüse zugrunde liegt. Der durchschnittliche Erwachsene hat statistisch gesehen etwa vier Mal im Jahr Durchfall. Kinder bis zum 5. Lebensjahr erleben zwischen sieben und fünfzehn Durchfallepisoden.

Ursache von Diarrhö

Als Hauptursache gelten Viren und Bakterien (infektiöse Enterokolitiden) und meist verschwinden die Symptome nach einigen Tagen von selbst. Diese Erreger zeigen glücklicherweise in der Mehrheit der Fälle einen kurzen, selbstlimitierenden Verlauf. Bei unkompliziertem akuten Durchfall von Jugendlichen und Erwachsenen ohne andere verwobene Erkrankungen wird daher in der Regel von einer weiteren Diagnostik abgesehen.

Trotzdem sollte man jede Diarrhö als deutliches körperliches Zeichen ernst nehmen, genau beobachten, einer Dehydrierung gezielt entgegen wirken und auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Es gilt zu beachten, ob ggf. doch eine ernsthaftere Situation bzw. dauerhafte zugrundeliegende Krankheit, oder ein chronischer Durchfall vorliegt (ab etwa 4 Wochen) und ein Arzt aufgesucht werden muss. Dies gilt vor allem für geschwächte und ältere Menschen, aber auch insbesondere für Babys und Kleinkinder. Es sei noch erwähnt, dass weltweit infektiöse diarrhoische Erkrankungen zu den häufigsten Todesursachen zählen. In den westlichen Industrieländern sind Komplikationen oder Todesfälle hauptsächlich bei Kindern und älteren Menschen zu beobachten.

Was bedeutet Durchfall?

Die Verdauung unserer Nahrung geschieht in verschiedenen Abschnitten des sogenannten gastrointestinalen Trakts. Dabei wird sie im Mund zerkleinert und durch Einwirkung des Speichels vorbehandelt. So gelangt sie in den Magen und dann in den Dünndarm, in dem der größte Teil der Nährstoffe aufgenommen und in das Blut abgegeben wird. Anschließend passiert der weitgehend bereits verdaute Nahrungsbrei den Dickdarm. Über Muskelkontraktionen wird der Speisebrei in Richtung Ausgang (Anus) transportiert. Dies wird die Peristaltik des Dickdarms genannt. Eine der wesentlichen Aufgaben des Dickdarms besteht darin, dem verdauten Nahrungsbrei das Wasser zu entziehen und ihn einzudicken, so dass er als Stuhl ausgeschieden werden kann.

Durchfall ist als Symptom bzw. Ergebnis einer gastrointestinalen Dysbalance bzw. Störung zu verstehen. Die Aufnahme des Wassers aus dem Speisebrei im Dickdarm ist gestört. Dieser wird schnellstmöglich zum Ausgang befördert. Zusätzlich werden weiteres Wasser und auch bestimmte Mineralstoffe aus dem Körper in den Dickdarm gegeben, um den Vorgang zu beschleunigen. Durchfall ist neben einer Beeinträchtigung des Verdauungsprozesses also auch als Schutzmaßnahme des Körpers zu verstehen, um problematische Stoffe schnell auszuscheiden.

Pathophysiologische Ursachen von Durchfall

Verschiedene innere und äußere Faktoren können dies verursachen oder dazu beitragen. Die wesentlichsten Wirkmechanismen lassen sich aus pathophysiologischer Sicht in vier Bereiche einteilen, die sich allerdings auch wechselseitig bedingen können (siehe Beckmann/Rüfer, Mikroökologie des Darmes, S. 82f.):

  1. Entzündungen der Darmschleimhaut (Enteritiden): Verschiedenste Ursachen führen zu einer Entzündung der Schleimhaut, insbesondere aber Toxine, Viren und Bakterien.
  2. Sekretorische Diarrhoe: Der Körper bringt verstärkt Wasser und Elektrolyte in den Darm ein, insbesondere aufgrund von bakteriellen Enterotoxinen (Lebensmittelvergiftungen, Bakterien-Infektionen) und gehemmter Ionen-Adsorption (insbesondere durch Abführmittel).
  3. Osmotische Diarrhö: Malresorption, oder Verzehr schlecht resorbierbarer (osmotisch aktiver) Substanzen, insbesondere Laktose- und Fructoseintoleranz, Glutenunverträglichkeit und Zuckerersatzstoffe.
  4. Mobilitätsstörungen: Erhöhte Motilität des Darms, insbesondere wegen Hormonstörungen (Schilddrüsenüberfunktion), psychische Ursachen / Stress.

Diese Einteilung erleichtert das Verständnis um die Vorgänge und Zusammenhänge bei verschiedenen Ursachen von Diarrhö. In der Praxis wird jedoch allgemein in akute und chronische Ursachen unterschieden.

Ursachen Akuter Durchfall

Die folgenden Faktoren gelten als die wesentlichen Auslöser von akuter Diarrhö. Dabei wurde der Versuch unternommen, die einzelnen Faktoren gemäß ihrer Verbreitung (in unseren Breitengraden) in absteigender Bedeutung zu sortieren.

Häufigste Ursachen Akuter Durchfall
  1. Lebensmittelvergiftungen durch enterotoxinbildende Bakterien (häufig Staphylococcus aureus, Bacillus cereus, Clostridium perfringens),
  2. Bakterien-Infektion (vor allem Salmonellen, Shigellen, Campylobacter jejuni, Eschericia Coli, Yersinien, selten Cholerabakterien und Dysenterie (Ruhr)),
  3. Viren-Infektion (vor allem Rotaviren, aber auch Corona-, Noro-, Adeno-, Norwalk-, Astro- und Enteroviren),
  4. Alkohol, Koffein, Nikotin: Einnahme in zu großer Menge,
  5. Nahrungsmittel-Allergien oder zu große Mengen bestimmter Nahrungsmittel (z.B. zu viele Kirschen, Erdbeeren, Muscheln, zu scharf gewürzt, Zuckerersatzstoffe, etc.),
  6. Reisedurchfall / Reisediarrhö, meist enterotoxinbildende Bakterien, insbesondere E. coli, aber auch seltener Parasiten, Pilze und Viren.
  7. Antibiotika: Störung der Darmflora, z.B. pseudomembranöse Kolitis (Überwucherung durch Clostridium difficile),
  8. Abführmittel (Laxantien): Zu hohe Dosis, Überempfindlichkeit,
  9. Immunschwäche: Verstärkte Anfälligkeit für Darmerreger,
  10. Akute Vergiftungen: giftige Pilze, biologische Toxine in Nahrungsmittel (z.B. Muschelgifte, Histamine), Chemikalien, Zytostatika, radiologische Belastung (Strahlentherapie), Schwermetalle (Quecksilber, Blei, Arsen, Chrom) etc.,
  11. Vegetative Störungen, psychische Ursachen (starke Angst, Sorgen, Stress), nervöse Diarrhö.

Bei allen oben genannten Punkten kann psychischer und körperlicher Stress die Entstehung von Durchfall bzw. die Entstehung einer eventuell zugrundeliegenden Erkrankung sehr fördern. Eine gleich große Rolle spielt meiner Erfahrung nach eine dauerhafte unausgewogene und mangelhafte Ernährung sowie ein schwaches Immunsystem.

Ursachen Chronischer Durchfall

Von chronischem Durchfall spricht man gemäß einer US-Leitlinie dann, wenn die Symptome länger als etwa vier Wochen anhalten, immer wieder kehren oder eine andere chronische Erkrankung zugrunde liegt, die Durchfall als Folgeerscheinung auslöst. Chronischer Durchfall hat häufig nicht infektiöse Ursachen, allerdings gibt es durchaus auch (schwelende) Infektionen, die dafür verantwortlich sein können.

Häufigste Ursachen Chronischer Durchfall
  1. Drogen, Alkohol, Koffein, Nikotin: Langfristige Einnahme in zu großer Menge, Alkohol- und Drogenmissbrauch,
  2. Abführmittel (Laxanzien): Langfristige Einnahme,
  3. Antibiotika: Langfristige Schädigung und Fehlbesiedlung der Darmflora bei wiederholter oder intensiver Einnahme,
  4. Nahrungsmittelunverträglichkeiten (z.B. Laktoseintoleranz / Enzymdefekte, Fructoseintoleranz, Glutenunverträglichkeit, Histaminintoleranz, Sorbitol, etc.),
  5. Malresorption (auch im Zusammenhang mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten, z.B. Lactase-Mangel),
  6. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Ischämische Kolitis, Colitis Ulcerosa, Morbus Crohn, etc.) und Reizdarm,
  7. Medikamente (z.B. Zytostatika, bestimmte Herz-Kreislauf-Medikamente (Herzglykoside), Krebs-Medikamente, Chemotherapie, etc.),
  8. Darmkrebs (Colonkarzinom, Adenome), auch paradoxe Diarrhoe,
  9. Hormonaktive Tumoren (VIPome / Adenokarzinom (insbesondere im Pankreas), Gastrinomen, Neuroblastomen, Karzinoiden),
  10. Maldigestion (Pankreatitis, Cholecystitis, Cholangitis, etc.),
  11. Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose),
  12. Chronische Immunschwäche: chronisches Erregergeschehen, Multiinfektionen, AIDS, etc.,
  13. Chronische Infektionen / Befall mit Viren, Bakterien, Protozoen, Parasiten (z.B. Giardia Lamblia), Würmer, Pilze (z.B. Candida),
  14. Toxine: Chronische Belastungen (insbesondere Schwermetalle),
  15. Addison-Krankheit (primäre Nebennierenrinden-Insuffizienz), terminale Niereninsuffzienz,
  16. Diabetes mellitus,
  17. HIV/AIDS,
  18. Chronische vegetative Störungen (z.B. Colon irritabile).

Schwere und länger anhaltende, oder chronische Durchfälle sollten unbedingt von einem Arzt behandelt werden.

Blutiger Durchfall

Ist dem Durchfall sichtbares Blut beigemengt, sollte zur Abklärung der Ursache unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Blutige Durchfälle beginnen meist akut und können ohne Behandlung einen längeren Verlauf einnehmen. Es können unterschiedliche Ursachen vorliegen:

  • Infektionen: insbesondere Shigellen, Salmonellen, Yersinien, Campylobacter jejuni, Eschericia coli, Clostridium difficile, Tbc, Amöben, Schistosomen.
  • Entzündliche Darmkrankheiten: Divertikulitis (entzündete Ausstülpungen), Colitis ulcerosa, ischämische Kolitis (Entzündung aufgrund Durchblutungsstörung), Morbus Crohn (selten).
  • Nebenwirkung von Arzneien, z.B. Antibiotika, oder pseudomembranöse Kolitis (Clostridium difficile).
  • Tumoren, Einstülpung eines Darmanteils (Invagination), Verschluss eines Darmgefäßes (Mesenterialinfarkt), Drehung eines Darmabschnitts (Volvulus), Endometriose (Gebärmuttererkrankung), Fehlbildung von Arterien oder Venen (Angyodysplasie.

Hinweis: Das Blut im Stuhl muss nicht unbedingt mit dem Durchfall in Verbindung stehen, sondern kann auch unabhängig davon auftreten, z.B. bei Hämorrhoiden.

Verstopfung und Durchfall

Eine Besonderheit ist der Wechsel von zunächst Verstopfung mit anschließendem Durchfall. Dies erscheint auf den ersten Blick nur schwer erklärbar. Der Vorgang wird auch paradoxe Diarrhö, oder Verstopfungsdurchfall genannt. Der Grund für diesen Zusammenhang ist, dass wegen einer Verstopfung, Nahrungsreste im Darm zu lange verweilen und anfangen bakteriell zu vergären. Durch die Gärung und die entstehenden Enterotoxine / Reizstoffe löst der Körper schließlich Durchfall aus, der mitunter sehr plötzlich und stark ausfallen kann. Verstopfungsdurchfall kann auf ein Kolonkarzinom als Passagehindernis im Dickdarm zurückzuführen sein.

Durchfall-Ursachen analysieren

Nicht immer ist die Ursache von Diarrhö auf Anhieb zu diagnostizieren, da sehr unterschiedliche Auslöser, exotische Erreger und teilweise komplexe Zusammenhänge und/oder schwerwiegendere Probleme vorliegen können.

Besonders sollte die unmittelbare Vorgeschichte einer Diarrhö betrachtet werden. Trat das Problem direkt nach einem Besuch in einem Restaurant auf? Sind mehrere Personen erkrankt? Liegt oder lag ein Krankenhausaufenthalt vor? Wurde ein bestimmtes Nahrungsmittel in großen Mengen verzehrt? Fand ein Aufenthalt in fernen Ländern statt? Oder gibt es keine direkten Hinweise auf einen Zusammenhang?

Gerade bei chronischem Durchfall kann es vorkommen, dass Betroffene verzweifelt nach den Zusammenhängen suchen und teilweise von Arzt zu Arzt oder Heilpraktiker „wandern“. Eine genaue Abklärung der Ursachen durch eine gründliche Anamnese und gezielter klinischer und labordiagnostischer Untersuchungen ist für eine nachhaltige Therapie elementar.

Es ist zu beachten, dass die einzelnen Faktoren sich auch wechselseitig beeinflussen können. So ist mir zum Beispiel folgendes extremes Szenario aus der Praxis bekannt: Eine Belastung mit dem Schwermetall Arsen schädigte die Darmschleimhäute, das vegetative Nervensystem des Darms, die Leber und auch das Immunsystem nachhaltig. Multiinfektionen, Malresorption, Maldigestion und verschiedene Nahrungsmittelintoleranzen, insbesondere auch eine ausgeprägte Alkoholunverträglichkeit, waren die Folge. Dies alles führte zu chronischem Durchfall, der erst nach einer Diagnose und Behandlung aller Ursachen gestoppt werden konnte.